Bereits seit 2009 ist Bärbel Ring als Sommelière im Söl’ring Hof tätig. Der Weinkeller und das Restaurant sind ihr Reich – sie persönlich trinkt am liebsten Riesling. Im Interview erzählt sie von ihrer Liebe zu Sylt.
Bärbel, du bist neben der Restaurantleiterin auch Sommelière im Söl’ring Hof. Wie hast Du Deine Liebe zum Wein entdeckt?
Ich war damals gerade mitten in meinem Pädagogikstudium in Duisburg und hatte eigentlich den Plan, danach als Streetworkerin oder in der Drogenberatung tätig zu sein. Als Nebenjob während des Studiums arbeitete ich im Gasthof Brendel im Service. Die hatten eine ziemlich gute Weinkarte und die Inhaberin ein Herz für Wein. Abends gab es dort oft gemeinsame Weinproben mit dem ganzen Serviceteam, denn man musste ja wissen, was man dem Gast empfiehlt. So kam ich mit dem Thema Wein zum ersten Mal in Kontakt – und es hat mich sofort wahnsinnig interessiert. Es fing dann damit an, dass ich Bücher gelesen und alle Etiketten gesammelt habe, die ich kriegen konnte. Irgendwann stellte ich mir dann natürlich die Frage, ob mein Studium noch das Richtige für mich ist. Schließlich habe ich es dann abgebrochen, denn Gäste zu verwöhnen und Weine zu probieren war das, was ich machen wollte und was mir Spaß machte. Dieser Entschluss war goldrichtig!
Und wie bist Du dann Sommelière geworden?
Ich blieb noch sechs weitere Jahre im Gasthof Brendel und habe dort meine Ausbildung zur Restaurantfachfrau absolviert. Danach verschlug es mich nach München ins Restaurant Ederer und im Anschluss zu Karsten Wulff hierher nach Sylt. Zu der Zeit kam auch mein Wunsch auf, Sommelière zu werden. Also ging es für mich wieder runter von der Insel und ins Rheingau, wo ich im Kronenschlösschen und auf dem Weingut Künstler arbeitete und zweimal die Woche zur Sommelierschule nach Koblenz pendelte. Die Zeit war anstrengend, aber sehr lehrreich. Ich weiß noch gut: ich hatte keinen einzigen freien Tag und war nur am Lernen, meine ganze Wohnung war tapeziert mit Lernmaterial für die Prüfung.
Und wie bist du dann zurück auf die Insel und in den Söl’ring Hof gekommen?
Ich hatte Sehnsucht nach dem Meer und wollte unbedingt zurück nach Sylt. Das Kronenschlösschen, in dem ich zu der Zeit arbeitete, war damals ebenfalls Mitglied der “Jeunes Restaurateurs d’Europe” und man sagte mir dort: Wenn Du nach Sylt möchtest, dann musst du in den Söl’ring Hof. So bin ich 2009 hierher gekommen.
Riesling trinkst du ja am liebsten. Was genau magst du so sehr an ihm?
Am faszinierendsten am Riesling ist, dass er so langlebig und auch so vielseitig ist. Er hat die verschiedensten Geschmacksrichtungen und hat dabei immer diese typische frische Säure. Klar, es gibt so viele andere gute Weine, die ihren Reiz haben. Aber zu meinem Riesling komme ich immer wieder gern zurück.
Der Weinkeller im Söl’ring Hof – dein Rückzugsort?
Ja! Ich könnte den ganzen Tag im Weinkeller sein. Ich liebe es, dort aufzuräumen, umzuräumen und die Weine zu sortieren. Das ist meine ganz persönliche Art der Entspannung, bei der ich wunderbar meinen Kopf frei bekomme. Leider habe ich mittlerweile nicht mehr so viel Zeit dafür.
Was macht den Söl’ring Hof für Dich zu so einem besonderen Arbeitsplatz? Worauf freust Du Dich jeden Tag?
Unsere Düne ist einfach ein ganz besonderes Stückchen Erde. Wer hat schon das Glück, tagtäglich so einen schönen Sonnenuntergang beobachten zu können und nur einen Schritt machen zu müssen, um am Meer zu stehen? Der Söl’ring Hof bietet jedem, der hier arbeitet, so viele Möglichkeiten, sich zu entfalten und Verantwortung zu übernehmen. Das ist nicht selbstverständlich. Doch Johannes King ist jemand, der sehr viel Wert darauf legt, dass man nicht abarbeitet, sondern mitarbeitet. Man kann hier eigene Ideen einbringen, was den Söl’ring Hof zu einem sensationellen Arbeitsplatz macht. Ein gutes Arbeitsumfeld ist so wichtig, denn man verbringt ja auch viel Zeit mit dem Team – oft mehr als mit dem eigenen Partner.
Die Restaurantleitung hast du ja bereits seit 2015. Wie muss man sich die Arbeit zwischen Jan-Philipp und Dir vorstellen?
Ja, seit 2015 mache ich die Restaurantleitung bereits mit. Das hat sich mit der Zeit immer weiter entwickelt und herauskristallisiert. Die Gäste kannten mich schon seit Jahren aus dem Service und so war es letztendlich nur noch eine Frage der Kommunikation – so gab es 2018 eine Stabübergabe mit mehr Verantwortung. Eigentlich ist aber alles gleich geblieben: Jan-Philipp und ich denken in die selbe Richtung und halten uns immer den Rücken frei. Das funktioniert sehr gut – ich habe wirklich selten so gut mit jemandem zusammenarbeiten können. Wir beziehen uns gegenseitig extrem stark in unsere jeweiligen Bereiche mit ein. Ich bin zum Beispiel immer bei den Speiseproben dabei und probiere jedes einzelne Gericht. Darauf aufbauend stelle ich dann die Weinbegleitung zusammen. Es ist bestimmt ein amüsantes Bild, wenn ich im Weinkeller bin und mir Gedanken über die Weinbegleitung mache und Jan-Philipp im Port Room gegenüber sitzt und über sein Menü nachdenkt.
Der Söl’ring Hof in 5 Jahren?
Dass wir weiterhin in der hohen Qualität bleiben, die man vom Söl’ring Hof gewohnt ist, steht außer Frage. Wir werden nicht leise sein, aber auch nicht über die Stränge schlagen – denn wir sind kein “Hipsterladen”, sondern immer noch der Söl’ring Hof auf einer Nordseeinsel in Schleswig-Holstein. Zugegeben, hier auf der Düne leben wir schon ein bisschen wie in einer Blase und es scheint oft, als drehe sich die Welt außerhalb etwas schneller als hier. Genau aus diesem Grund dürfen wir die Zeit nicht verschlafen und müssen sehen, dass wir mit dem Wandel gehen. Und dabei klassisch und genauso herzlich bleiben, wie wir schon immer waren.