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Als Sommelière in Frankreich: Bärbel Rings Reisebericht aus dem Burgund

Weingut Burgund

Als die Einladung ins Burgund kam, habe ich sofort zugesagt. So ein tolles Programm wie es mir Albert Kierdorf von KIERDORFWEIN anbot, bekommt man nicht alle Tage zu Gesicht. Noch während wir telefonierten überprüfte ich den Dienstplan und nahm mir die Tage vom 9. bis 11. April frei. Als dann noch der Name “Domaine Romanée-Conti” fiel, war ich völlig aus dem Häuschen.

Reise mit genussvollen Zwischenstopps

Ein paar Wochen später ging es los. Da es nicht so einfach ist von Sylt ins Burgund zu kommen – gerade vor Ostern gestaltet sich so eine reise schwierig –, flog ich zuerst nach München, von wo aus es dann mit einem Leihwagen – und einem kleinen Stopover in Durbach im Ortenaukreis beim Weingut Alexander Laible – weiter Richtung Frankreich ging.

Am Sonntag fuhr ich dann nach Vosne-Romanée. Dort traf am Abend auch ein weiterer Teil unserer kleinen Truppe ein und wir fuhren gemeinsam zum Abendessen zu Francois Mikulski. Das kleine Weingut in Meursault mit ca. 9 Hektar wurde erst 1992 gegründet, hat sich allerdings sehr schnell in der Weinwelt etabliert. Wer behauptet, es gäbe keinen roten Meursault, der wird hier eines Besseren belehrt. Nach dem tollen Abendessen – einfache, burgundische Küche und sooo lecker – und fabelhaften Weinen ging es schließlich zurück ins Hotel.

Von Rully über Chassagne-Montrachet bis nach Volnay

Nach einer sehr kurzen Nacht begann der nächste Tag sehr früh. Uns erwartete ein straffes Programm: Von sieben bis zwanzig nach sieben Frühstück, dann Abfahrt zu unserem ersten Termin bei Dureuil Janthial in Rully um acht Uhr.

Landkarte Weingebiete

Das Weingut arbeitet seit 2001 ohne Herbizide im Weingarten und ist seit einigen Jahren Bio zertifiziert. In anderthalb Stunden verkosteten wir 28 Weine: erst die 2015er und dann die 2016er, die noch im Fass liegen. Dabei gefielen mir die Rullys – ob Rot oder Weiß – alle sehr gut.

Weiter ging es zur Domaine Guy Amiot et Fils nach Chassagne-Montrachet. Das Weingut gibt es seit 1920 und wird mittlerweile von den Brüdern Thierry and Fabrice geführt. Hier kamen wir in den Genuss toller, klarer Chardonnays. Einige Weine sind mir besonders in Erinnerung geblieben: der 2015er Chassagne-Montrachet 1er Cru “Caillerets” (mineralisch, lebendig, feine Säure, bleibt ganz lange im Mund) und der 2015er Puligny-Montrachet 1er cru “Les Demoiselles” (wirkte etwas fetter und kräftiger, runder, macht aber mindestens genauso viel Spaß wie der Chassagne). Auch der 2015 Montrachet Grand Cru zeigte sich von seiner besten Seite und dass er das “Grand Cru” verdient: er erinnerte an Popcorn, hatte leichte Feuersteinnoten und eine unendliche Eleganz.

Da wir den Zeitplan einhalten mussten, ging es auch direkt weiter zur Domaine Marquis d’Angerville nach Volnay. Der Name “Marquis d’Angerville”steht weltweit für die absolute Spitze an Volnays. Die Domaine hat mit Clos de Ducs eine Monopollage im Volnay, die noch auf die Herzöge des Burgunds zurückgehen. Alle Weine, die wir hier verkosteten, waren durchweg erhaben – kann man sagen. Es ging schon mit dem kleinen Bourgogne Rouge los, der eine Kraft und Power an den Tag legte, die man nicht erwartet hätte. Tolle Weine, die wir schon einige Jahre auf unserer Söl’ring Hof Weinkarte haben und die auch weiterhin nicht fehlen dürfen.

Ein weiteres Highlight war Lamy–Caillat in Chassagne-Montrachet. Sébastien Caillat ist als Schwiegersohn von René Lamy für die Vinifikation im Weingut Lamy-Pillot verantwortlich. Seine eigenen Weine – er macht nur vier – sind alles herausragende, sehr klare Chassagne-Montrachets – und für mich eine echte Entdeckung, denn ich hatte die Weine bisher nicht auf dem Schirm. Wir probierten unter anderem den Chassagne-Montrachet Champs Gains 1er Cru (ausbalanciert, bleibt lange im Mund). Mein persönliches Highlight war jedoch der Chassagne Montrachet Romanée 1er Cru (eine kühlere Lage, feine mineralische Steinfruchtnoten, wie nasser Stein und enorm an Druck am Gaumen). Er steht ganz oben auf meiner Bestellliste – ebenso wie der 2012 Chassagne Montrachet Caillerets 1er Cru.

Und weiter gehts…

Die Uhr tickte leider unaufhörlich weiter und der nächste Termin wartete schon, so dass keine Zeit zum Verweilen blieb. Die Domaine Marc Colin & Fils stand auf dem Programm. Hierher kam ich nicht zum ersten Mal, doch das Weingut überzeugt mich immer wieder mit seinen sensationellen St. Aubins. Und auch dieses Mal haben mir der St. Aubin En Remilly 1er Cru, der Chassagne Montrachet Champs Gains 1er Cru und Caillerets 1er Cru besonders gut gefallen.

Im Anschluss ging es weiter nach Beaune zu Oliver Bernstein, der seit 2008 ein Stern am Burgunder-Himmel ist. Das Weingut bewirtschaftet fast nur Grand Cru-Lagen, was man auch schmeckt. Die Weine waren sehr kräftig ausgebaut, das neue Holz passte gut in die Weine. Sie sind allesamt sehr opulent und präsentieren eine ganz andere Stilistik als die eleganten klassisch ausgebauten Roten Burgunder, die man so kennt. Es war sehr interessant diese Art zu verkosten, da sie für eine Menge Diskussionsstoff in der Gruppe sorgten.

Nach diesem langen Tag freuten wir uns auf das Abendessen auf der Domaine Ponsot in Morey St. Denis. Dieses Weingut arbeitet schon seit Generationen auf seine ganz eigene Weise, nach der Domaine Ponsot-Philosophie. Besonders der weiße Morey St. Denis Clos de Monts Luisants 1er Cru blieb mir an diesem Abend in Erinnerung, der im Burgund eine große Ausnahme bildet: Es handelt sich hierbei um keinen Chardonnay, sondern Aligoté.

Neuer Tag und neue Weine

Der nächste Tag startete etwas entspannter als der vorherige, die Nacht war jedoch wieder kurz. Für unseren ersten Termin mussten wir auch nur “einmal um die Ecke”, denn unser Hotel gehörte zu diesem Weingut: die Domaine Mongeard-Mugneret in Vosne-Romanée. Das Weingut besitzt 36 Hektar Land in den besten Lagen der Cote de Nuits und gehört zu den klassischen Vertretern der Region. Besonders ist mir der Grand Echezeaux aufgefallen, der sehr saftig und breit war, mit besonders viel Druck am Gaumen. Auch der Richbourg hat besonders Spaß gemacht.

Besuch der “heiligen Hallen”

Weiter ging es zu der Domaine Romanée-Conti – der Teil der Reise, auf den ich mich besonders gefreut hatte. Hierher zu kommen ist etwas ganz Besonderes, man könnte auch von den “heiligen Hallen” sprechen. Nach kurzer Wartezeit kam Bertrand de Villaine, Leiter der Domaine, um uns durch den Weinkeller zu führen. Den alten Klosterkeller gibt es schon seit vielen Jahrhunderten und er wird immer noch genutzt.

Wir durften alle 2016er Weine aus den Fässern verkosten. Es begann mit dem Corton, der seit 2008 zur DRC gehört. Dann probierten wir uns durch die einzelnen, charakterstarken Lagen: Echezeaux (dicht wie Traubensaft), Grand Echezeaux (der nur noch ein paar Jahre die alten Reben haben wird, bevor er neu bepflanzt wird), Romanée St. Vivant (sehr elegant), Richbourg und zu guter Letzt La Tâche – eine der zwei Monopollagen von DRC und Romanée Conti. Letzterer kam mir vor wie ein Araberpferd in seiner vollen Schönheit: man spürte die Kraft und die Power, die Vibration am Gaumen und man fühlt die Lebendigkeit – geradezu Poetisch! Kein Wunder, dass sich so viele Mythen und Geschichten um diesen Wein ranken.

Zum Abschluss durften wir einen 97er Grand Echezeaux – bei dem Spucken nicht angebracht gewesen wäre – und den Hauswein der Domaine, einen 2008er Bâtad Montrachet probieren. Diesen Grand Cru gibt es nur auf der Domaine. Man kann ihn nirgendwo kaufen. Der weiße Montrachet fehlte leider bei der Verkostung, aber 2016 gab es so wenig Trauben, dass sich alle Winzer, die eine Parzelle in dieser Ausnahmelage haben, zusammenlegten, um wenigstens ein Fass Montrachet produzieren zu können. Das wird von Leflaive vinifiziert, da dies der einzige Negociant ist.

Apropos kaufen: die Weine sind so rar und weltweit so begehrt, dass es eine Zuteilung gibt. Auch der Söl’ring Hof hat die Ehre, Domaine Romanée-Conti Weine seit vielen Jahren auf unserer Karte führen zu können – und das fair kalkuliert. Recherchiert man im Internet nach den Preisen dieser Weine, stellt man ziemlich schnell fest: wer DRC trinken möchte, kann das guten Gewissens bei uns tun.

Von bewährten Favoriten und spannenden Experimenten

Auch das nächste Weingut ist auch eines meiner absoluten Favoriten und schon ein jahrelanger Begleiter des Söl’ring Hof: die Domaine De L’Arlot in Nuits-Saint-Georges. Die Wein der Monopollage Clos D’Arlot 1er Cru – sowohl weiß und rot – sind ausgewogen, elegant und bleiben langen im Mund. Ebenfalls aus der Monopollage und einer meiner Dauer-Favorit ist der Clos de Fôrets St. Georges (immer etwas kräftiger und dunkelbeeriger). Sehr fein ist auch der Vosne Romanée Suchots 1er Cru (typische rote Johannisbeeren). Und ein immer wiederkehrendes Highlight: der St. Vivant Grand Cru.

Weiter ging es zur Domaine Forey in Vosne-Romanée – ebenfalls eine feste Größe auf unserer Weinkarte. Erst probierten wir die 16er Fassproben, von denen alle unglaublich gut war. Schon der einfache Bourgogne Rouge ist eine Wucht. Eine Besonderheit war hier, dass Forey den 16er Vosne-Romanée versuchsweise in drei verschiedenen Fässern ausbaut. Zum einen in einem normalen Barrique, wobei der Wein seine typische Rote Johannisbeerfrucht, mit viel Schokolade präsentiert. Des Weiteren in einem Menierfass mit 500 l, wobei der Wein hier etwas kühler von der Stilistik war, mehr Frucht und weniger Schokolade hatte. Und zu guter Letzt in einer Amphore. Das Aroma der Wimmelchen war hier voll im Vordergrund und die Tannine waren deutlicher, allerdings hatte man nicht das volle Maul von Wein, wie beim Fass. Mein persönlicher Favorit war das Barrique.

Der Vosne Romanée Gaudichots 1er Cru, ein kleiner Teil des La Tâche, war früher an DRC verpachtet. Seit 1999  wird die Lage aber wieder von Forey selbst bewirtschaftet. Die Weine von dort sind sehr elegant und haben nicht die enorme Power des La Tâche. Ein besonderes Erlebnis war auch die Verkostung der älteren Weine: 2006 & 2010 Nuits St. Georges Perrier 1er Cru und 2003 Nuits St. Geoges Village sowie 1964 Vosne Romanée und 1959 Vosne Romanée.

Alles Schöne geht einmal zu Ende

Zum Schluss besuchten wir noch einen Winzer, der nur 4,4 Hektar sein Eigen nennt: Magnien in Morey-Saint-Denis. Seine Weine waren aus verschiedenen Lagen wie Clos St. Denis und Charmes Chambertin, und auch ein kleiner, unscheinbarer Wein von ihm – der Passe tout grain – konnte mich überzeugen.

Und dann gingen drei intensive, eindrucksvolle Tage zu Ende. Wieder einmal durfte ich auf meine Reise beeindruckende Weine kennenlernen, mich von alten Favoriten und spannenden Neuentdeckungen begeistern lassen. In solchen Momenten weiß ich, warum ich meine Beruf als Sommelière so liebe.

Weinberg Frankreich